München (ots) –
Drei Viertel der deutschen Unternehmen haben ihre Mitarbeiter-Benefits gekürzt oder planen dies // Drei von fünf Führungskräften wollen ihre Mitarbeiter wieder öfter im Büro sehen
Droht der große Knall zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern? Im dritten Krisenjahr in Folge stehen beide Seiten unter enormen Druck, insbesondere in finanzieller Hinsicht – und ihre Wünsche und Forderungen könnten demnächst kollidieren, wie eine neue Studie von LinkedIn* zeigt. Denn derzeit stehen sowohl eine Reihe von Mitarbeiter-Benefits als auch das Homeoffice zur Debatte. Und obwohl knapp drei Viertel der befragten Führungskräfte in Deutschland (73 Prozent) befürchten, dass sich Einsparungen negativ auf die Motivation der Mitarbeiter auswirken könnten, scheinen ihre Prioritäten festzustehen – nicht zum Vorteil der Arbeitnehmer.
Unternehmen nehmen spürbare Einschnitte vor
Für zwei von fünf deutschen Unternehmen (39 Prozent) ist das oberste Gebot, sich in den nächsten Monaten auf die bevorstehenden finanziellen Herausforderungen vorzubereiten. Das bedeutet vor allem, dass sie Einsparungen auf Kosten der Angestellten in Erwägung ziehen. Für Mitarbeiter verheißt dieser Plan nichts Gutes, wie weitere Ergebnisse der Studie zeigen.
Denn Unternehmen wollen nicht nur Investitionen in ihre technische Ausstattung und IT (40 Prozent) oder das Marketing (34 Prozent) kürzen, sondern auch ihre Mitarbeiter-Benefits reduzieren: Jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) hat an dieser Stelle bereits Kürzungen vorgenommen, ein weiteres Viertel (26 Prozent) plant dies noch zu tun. Mit 74 Prozent der Unternehmen, die ihre Benefits kürzen (wollen), liegt Deutschland nicht nur über dem internationalen Durchschnitt (66 Prozent), sondern erreicht in Europa sogar den zweithöchsten Wert hinter Schweden (80 Prozent).
Bei mehr als einem Drittel der Unternehmen betreffen die Einsparungen aktuell zum Beispiel die Kostenübernahme für die technische Ausstattung im Homeoffice (35 Prozent), zusätzliche freie Tage (35 Prozent) und Zuschüsse zu den Internetkosten, die durch die Arbeit Zuhause entstehen (34 Prozent). Diese Maßnahmen sind insofern überraschend, weil Führungskräfte sich sehr wohl der finanziellen Belastung ihrer Mitarbeiter bewusst sind: 44 Prozent von ihnen glauben sogar, dass dies derzeit die größte Sorge ihrer Angestellten ist. Dahinter folgt die Angst, aufgrund der wirtschaftlichen Situation entlassen zu werden (36 Prozent). Einsparungen könnten also ein fatales Signal senden und die Sorgen sogar verstärken.
Ein Gegeneinander oder Miteinander?
Unternehmen wollen nicht nur sparen, sondern auch ihre Produktivität erhöhen – und möchten ihre Mitarbeiter deshalb wieder öfter im Büro sehen. Denn mehr als jede vierte Führungskraft (28 Prozent) befürchtet nach wie vor, dass Arbeitnehmer im Homeoffice weniger produktiv sind. Entsprechend plant gut ein Viertel (24 Prozent) bereits, die Mitarbeiter wieder verstärkt ins Büro zurückzuholen. Grundsätzlich würden es sogar 58 Prozent der Befragten präferieren, wenn ihre Mitarbeiter in dieser wirtschaftlich unsicheren Situation öfter im Büro arbeiten würden. Bei dieser Frage erreicht nur Irland europaweit einen höheren Wert (65 Prozent) als Deutschland.
Doch hier droht Konfliktpotenzial: Arbeitnehmer haben das Homeoffice und die damit vielerorts einhergehende Flexibilität in den letzten Jahren zu schätzen gelernt. Dass die unterschiedlichen Vorstellungen bei dieser Thematik schon jetzt aufeinanderprallen, zeigt auch deraktuelle LinkedIn Global Talent Trends Report (https://business.linkedin.com/de-de/talent-solutions/global-talent-trends). Demnach war im September lediglich jede zehnte ausgeschriebene Stelle in Deutschland (10 Prozent) als remote Job (also zu 100 Prozent im Homeoffice) ausgewiesen. Gleichzeitig haben diese Positionen jedoch mehr als ein Fünftel der Bewerbungen (22 Prozent) erhalten. Während dieser Wert seit Anfang des Jahres auf gleichem Niveau verharrt, nimmt die Anzahl der remote Jobs seit Januar (12 Prozent) stetig ab.
„Unternehmen sollten vorsichtig evaluieren, in welchem Umfang sie die Flexibilität ihrer Mitarbeiter:innen in der aktuellen Situation beschränken wollen. Das Homeoffice hat sich bewährt, diese Option zu streichen oder einzuschränken, könnte die Motivation und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen erheblich beeinträchtigen“, sagt Barbara Wittmann (https://www.linkedin.com/in/wittmannbarbara/), Country Manager und Senior Director Talent Solutions bei LinkedIn DACH. „Dabei sind motivierte und zufriedene Mitarbeiter:innen aus meiner Sicht der Schlüssel, um als Unternehmen eine Krise bewältigen zu können. Und in Zeiten des Fachkräftemangels sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, wie wichtig die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen ist, um diese zu halten. Unternehmen sollten gemeinsam mit ihren Angestellten nach Lösungen suchen oder zumindest ein hohes Maß an Transparenz und Offenheit schaffen. Dadurch können sie Vertrauen aufbauen und Enttäuschungen für ihre Mitarbeiter:innen vermeiden. Gerade in Krisenzeiten sollte das Miteinander an erster Stelle stehen.“
Immerhin teilen drei von fünf der deutschen Befragten (59 Prozent) diese Einschätzung. Sie glauben, dass ein demokratischer Führungsstil, bei dem sie nicht allein Entscheidungen treffen, in der aktuellen Situation der richtige Weg für ihr Unternehmen ist. Zudem fragt jeder Zweite (52 Prozent) seine Mitarbeiter nun nach Verbesserungsvorschlägen und Möglichkeiten, um die Effizienz zu steigern. Gerade wenn der Druck von außen groß ist, profitieren Unternehmen und Mitarbeiter davon, wenn sie am selben Strang ziehen.
*Methodik:
Das Marktforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag von LinkedIn 2.929 Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Schweden, Spanien, den USA, Mexiko, Brasilien, Australien, China, Indien, Japan, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten im Zeitraum vom 21. September bis 17. Oktober 2022 befragt. Von den 2.929 Befragten waren 250 in Deutschland.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen, einzig in Zitaten nutzen wir beide Formen.
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Quelle: ots