Dortmund (ots) –
Unter dem Titel „Die H2-Zukunft beginnt jetzt: Wie kommt der Wasserstoff schnell zu den Verbrauchern?“ hat der Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas gestern zur zweiten Ausgabe des Thyssengas Dialogs eingeladen. Die Gäste vor Ort und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Livestream erwartete ein hochkarätig besetztes Programm. Neben Vertretern aus der Politik waren Akteure der gesamten H2-Wertschöpfungskette ins Dortmunder U gekommen, um über den Status quo sowie die nächsten Schritte auf dem Weg in die Wasserstoff-Wirtschaft zu diskutieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von energate-Chefredakteur Christian Seelos. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: Gut eine Woche zuvor hatte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur zügigen Schaffung eines Wasserstoff-Kernnetzes in Deutschland beschlossen (EnWG-Novelle). Damit werden die lang erwarteten regulatorischen, kartellrechtlichen und netzplanerischen Grundlagen für die Entwicklung der notwendigen H2-Transportinfrastruktur geschaffen.
Dr. Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH, und Dr. Arne Dammer, Leiter Strategie und Innovation, unterstrichen in ihrem gemeinsamen Eröffnungsimpuls das aktuelle Momentum. „Mit der jüngst durch das Bundeskabinett verabschiedeten EnWG-Novelle haben wir Fernleitungsnetzbetreiber nun den gesetzlichen Auftrag erhalten, in einer ersten Phase das Wasserstoff-Kernnetz zu entwickeln. Dies ist das lang ersehnte Aufbruchssignal an alle Akteure entlang der H2-Wertschöpfungskette und ein großer Schritt der Bundesregierung. Wir arbeiten aktuell mit Hochdruck daran, dass das Kernnetz nach Inkrafttreten des Gesetzes von der Bundesnetzagentur bestätigt werden kann, um darauf aufbauend die notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter voranzutreiben“, betonte Dr. Thomas Gößmann. „Das H2-Kernnetz ist jedoch nur der Anfang. Damit der Energieträger Wasserstoff in der Breite auch für mittelständische Unternehmen verfügbar wird und ein liquider Wasserstoff-Markt entsteht, müssen wir vom H2-Kernnetz ausgehend gemeinsam die Pläne für eine flächendeckende Transportinfrastruktur konkretisieren“, ergänzte Dr. Arne Dammer und hob hervor: „Auf diesem Weg sind Austausch und Kooperation entscheidende Faktoren. Dazu wollen wir mit unserem Thyssengas Dialog sowie weiteren Formaten in den Cluster-Regionen zwischen Emsland, Ruhrgebiet und Rheinland beitragen.“
Auch die Vertreter der Landes- und Bundespolitik erzeugten Aufbruchstimmung. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hob in ihrer Videobotschaft hervor, dass sich Nordrhein-Westfalen als Teil eines großen Nord-West-europäischen Marktes verstehe, der hervorragende Ausgangsbedingungen biete. „Die zentrale Transformationsfunktion von Wasserstoff für die Erreichung der Klimaneutralität steht außer Frage. Für den Wasserstoff-Transport braucht es schnellstmöglich eine leistungsfähige, effiziente und sichere Infrastruktur. Thyssengas und andere Fernleitungsnetzbetreiber haben mit ihrem H2-Startnetz eine wichtige Planungsgrundlage dafür geschaffen“, so die Ministerin. Till Mansmann MdB, Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstrich die Notwendigkeit eines technologieoffenen Ansatzes bei der Wasserstoffversorgung. Sein Ziel: Wasserstoff-Technologien aus Deutschland sollen der globale „Goldstandard“ werden. Für Andreas Rimkus (MdB), Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, steht fest: „Wir brauchen Pragmatismus, Größe und Geschwindigkeit beim Ausbau des Wasserstoff-Netzes.“ Er betonte insbesondere die Wichtigkeit der überregionalen Zusammenarbeit. Für eine erfolgreiche Wasserstoff-Wirtschaft müssten die Perspektiven aller Beteiligten – Bund, Länder, Erzeuger, Verbraucher – zusammengebracht werden.
Nordrhein-Westfalen auf dem Weg in die Wasserstoff-Zukunft
Während bei der Premiere des Thyssengas Dialogs im Vorjahr noch die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für den Wasserstoff-Hochlauf im Mittelpunkt standen, lag der Fokus der zweiten Ausgabe auf konkreten Plänen und Vorhaben. In Form von Projekt-Pitches präsentierten Jörn Kleinelümern, HUB Manager HyMR bei der Business Metropole Ruhr GmbH, Katja Brusinski, Projekt Director Hydrogen bei RWE Generation, Dr. Stefan Nykamp, Leiter Spezialservice Gas bei Westnetz, sowie Simon Wittenhorst, Group Lead Engineerung bei Kao Chemicals, welche Wasserstoff-Vorhaben sie aktuell realisieren. Die Beispiele aus den Bereichen NRW-Wirtschaftsförderung, H2-Erzeugung, H2-Transport im Verteilnetz und künftiger H2-Versorgung eines mittelständischen Chemieunternehmens verdeutlichten die Bandbreite der aktuellen Initiativen sowie die Bedeutung von Wasserstoff als Zukunftsenergie – für die Erreichung der Klimaziele und den Wirtschaftsstandort NRW gleichermaßen.
H2-Cluster bündeln künftige Verbrauchsschwerpunkte
Der Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas hat im engen Austausch mit den Unternehmen in seinem Netzgebiet zunächst sechs Potenzialregionen, sogenannte H2-Cluster, definiert. Diese verteilen sich auf die Regionen Emsland, Münsterland, Ruhrgebiet und Rheinland. Die H2-Cluster sollen als Keimzellen die Entwicklung hin zu einer integrierten H2-Infrastruktur einleiten. Wie dieser Bedarfsklärungsprozess in den Potenzialregionen aussieht, präsentierten Dr. Marc Fiebrandt, Referent Marktentwicklung grüne Gase bei Thyssengas, und Simon Wittenhorst von Kao Chemicals mit Sitz in Emmerich am Rhein anhand der aktuellen H2-Roadmap für das Cluster Niederrhein. Diese wurde im Vorfeld des Thyssengas Dialogs gemeinsam mit Unternehmen aus der Region entwickelt. Grundlage dafür waren deren individuelle Anforderungen mit Blick auf die benötigte Kapazität und Qualität sowie den geplanten Zeitpunkt der Umstellung auf Wasserstoff. Dabei wurde deutlich: Nur wenn die Unternehmen ihren Wasserstoff-Bedarf anmelden, können ausgehend von dem geplanten H2-Kernnetz in der zweiten Phase ausreichend dimensionierte Wasserstoff-Leitungen geplant und realisiert werden. Thyssengas treibt diesen komplexen Netzentwicklungsprozess parallel zur Planung des H2-Kernnetzes mit den potenziellen H2-Verbrauchern im Netzgebiet voran.
Weitere Unternehmen aus Industrie und Mittelstand, die ihre Prozesse perspektivisch ebenfalls auf Wasserstoff umstellen möchten, können sich über eine speziell für diesen Zweck gestaltete Website informieren und eine Bedarfsmeldung an Thyssengas senden: h2.thyssengas.com
2023 als entscheidendes Jahr beim Wasserstoff
Dass es auf dem Weg in die Wasserstoff-Zukunft – trotz der deutlich verbesserten Ausgangslage – noch einige Herausforderungen zu bewältigen gilt, war einhellige Meinung einer Podiumsdiskussion zum Abschluss des zweiten Thyssengas Dialogs. Neben Andreas Rimkus und Dr. Thomas Gößmann teilten Dr. Sopna Sury, Chief Operating Officer Hydrogen bei RWE Generation, und Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Parlamentspräsident des Regionalverbands Ruhr, und Jürgen Jonalik, Geschäftsführer von Kao Chemicals das Podium. Neben der weiteren Umsetzung der notwendigen gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen, müssten zügig Antworten auf die Fragen der Finanzierung und Netzentgelte, der Rahmenbedingungen für Produktion (offshore wie onshore) sowie der ausreichenden Dimensionierung des Wasserstoff-Netzes auch in die Fläche gefunden werden. Außerdem seien die IPCEI- und PCI-Anträge nach wie vor nicht durch die Europäische Kommission beschieden, was für die Unternehmen mit großer Planungsunsicherheit verbunden sei. Trotz der vielfältigen Herausforderungen überwog unter den Diskutanten jedoch die Zuversicht. In den vergangenen Wochen und Monaten habe sich viel getan. 2023 werde ein entscheidendes Wasserstoff-Jahr, so die Runde.
Die zweite Ausgabe des Thyssengas Dialogs wurde aufgezeichnet und steht für alle Interessierten zum Abruf bereit: www.thyssengasdialog.com
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Quelle: ots